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Geothermie in Hessen: Chancen, Risiken und aktuelle Entwicklungen
Die Nutzung der Erdwärme in Hessen rückt zunehmend in den Fokus der Energiewende. Das Landesenergieministerium in Wiesbaden betont, dass ein massiver Ausbau der Geothermie notwendig ist, um dem Klimawandel entgegenzutreten. Erdwärme steht theoretisch immer und überall zur Verfügung, unabhängig von Witterung und Jahreszeit. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) beschreibt Erdwärme als äußerst zuverlässig und nach menschlichem Ermessen unerschöpflich. Zudem benötigt sie im Vergleich zu Solarparks, Windrädern und Wasserkraftwerken wenig Fläche.
Der Oberrheingraben, der bis nach Frankfurt verläuft, gilt als besonders geeignet für die Tiefengeothermie. Hierbei werden Bohrungen bis in mehrere Kilometer Tiefe vorgenommen, um Wärme, Kälte und Strom zu gewinnen. Allerdings ist die Geothermie nicht risikofrei: Missglückte Bohrungen, wie sie in Staufen (Baden) zu massiven Gebäudeschäden führten, und Erdbeben in der Schweiz und im Elsass haben das Image der Technologie belastet. Das Energieministerium weist darauf hin, dass das Fehlen fundierter Daten und das sogenannte Fündigkeitsrisiko die größten Herausforderungen darstellen. Eine geplante Fündigkeitsversicherung des Bundes (KfW-Programm) soll hier Abhilfe schaffen.
Experten unterscheiden zwischen oberflächennaher Geothermie (bis 400 Meter Tiefe), mitteltiefer Nutzung (400 bis 1.000 Meter) und Tiefengeothermie (ab 1.000 Meter). Besonders für die Beheizung und Klimatisierung größerer Gebäude hat sich Geothermie als effizient erwiesen. Von 2019 bis 2024 wurden in Hessen mehrere Bohrungen durchgeführt, um die Datengrundlage zu verbessern. Eine landesweite Studie zur Geothermie steht kurz vor der Veröffentlichung. 2023 wurde in Frankfurt eine Probebohrung bis 1.060 Meter Tiefe durchgeführt, bei der bis zu 61 Grad Celsius gemessen wurden.
Tiefe (Meter) | Gemessene Temperatur (°C) |
---|---|
100 | 20 |
1.060 | 61 |
Ende 2023 waren in Hessen etwa 9.900 Erdwärmesonden-Anlagen in Betrieb. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt jedoch, dass Wärmepumpen im Sommer das Grundwasser erwärmen und damit die Artenvielfalt und Selbstreinigungskraft des Wassers beeinträchtigen könnten. Zwar sind Erdwärmesonden erlaubnispflichtig und es gibt Anforderungen an den Gewässerschutz, doch laut BUND fehlt eine kontinuierliche Überwachung der Grundwassertemperaturen. Das Umweltministerium verweist auf ein vorgeschriebenes Monitoring für größere Anlagen.
Wärmenetze, die mit Geothermie betrieben werden, sind in Hessen noch selten. Gründe sind das Fündigkeitsrisiko und die hohen Kosten. In Regionen, in denen tiefe Geothermie nicht möglich ist, werden oberflächennahe Systeme wie Erdwärmesonden, Flachkollektoren und Brunnensysteme in Kombination mit Wärmepumpen eingesetzt. Ein Beispiel ist das Baugebiet Bad Nauheim Süd, das mit einem kalten Nahwärmenetz versorgt wird.
- Geothermie ist in Hessen ein wichtiger Baustein der Energiewende.
- Risiken bestehen vor allem durch fehlende Daten und das Fündigkeitsrisiko.
- Oberflächennahe Geothermie ist vielerorts nutzbar, tiefe Geothermie vor allem im Oberrheingraben.
- Wärmenetze mit Geothermie sind noch selten, werden aber als zukunftsweisend betrachtet.
Infobox: Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Geothermie in Hessen stammen aus den Berichten von STERN.de und DIE ZEIT.
Windenergie-Ausbau in Nordrhein-Westfalen auf Rekordkurs
Nordrhein-Westfalen (NRW) verzeichnet beim Ausbau der Windenergie einen deutlichen Fortschritt. In der ersten Jahreshälfte 2025 wurden landesweit 101 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von 525 Megawatt in Betrieb genommen. Damit liegt NRW bundesweit an der Spitze, noch vor Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE NRW) geht davon aus, dass die bisherige Rekordmarke von 881 Megawatt Brutto-Leistung aus dem Jahr 2017 am Jahresende übertroffen wird.
Der Nettozuwachs an Windenergie-Leistung in NRW lag zwischen Januar und Juni bei 479 Megawatt, da einige ältere Anlagen rückgebaut wurden. Besonders der Kreis Steinfurt verzeichnete mit 92 Megawatt den größten Zuwachs, gefolgt von Paderborn (58 Megawatt) und Recklinghausen (38,6 Megawatt). Im ersten Halbjahr 2025 wurden in NRW 468 neue Windenergieanlagen mit rund 2.822 Megawatt Leistung genehmigt. Das entspricht etwa 35 Prozent aller bundesweiten Genehmigungen in diesem Zeitraum.
Kreis | Zuwachs (MW) |
---|---|
Steinfurt | 92 |
Paderborn | 58 |
Recklinghausen | 38,6 |
LEE-NRW-Geschäftsführer Christian Vossler sieht NRW auf dem Weg, bis Mai 2027 mindestens 1.000 neue Windkraftanlagen ans Netz zu bringen. Allerdings gibt es weiterhin Herausforderungen: Die Wartezeiten auf den Netzanschluss nehmen zu und der Transport von Anlagenteilen über Autobahnen und Landstraßen gestaltet sich schwierig.
- NRW führt beim Windenergie-Ausbau 2025 bundesweit.
- 101 neue Windräder mit 525 MW Leistung gingen im ersten Halbjahr ans Netz.
- 35 Prozent aller bundesweiten Genehmigungen entfallen auf NRW.
- Herausforderungen bestehen bei Netzanschluss und Logistik.
Infobox: Die Zahlen und Einschätzungen zum Windenergie-Ausbau in NRW basieren auf Angaben von SZ.de.
Erneuerbare-Energie-Kommunen: Leitfaden für Nahwärmenetze und regionale Wertschöpfung
Ein neuer Leitfaden der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) gibt Kommunen praxisnahe Anleitungen, wie sie ihre Energieversorgung unabhängiger gestalten können. Der Leitfaden, erstellt vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) an der Hochschule Trier, beschreibt Schritt für Schritt, wie Städte und Dörfer eine nachhaltige Energieversorgung etablieren können. Im Fokus stehen Biomasse und andere regional verfügbare erneuerbare Ressourcen sowie die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien.
Das Konzept der Erneuerbare-Energie-Kommune hat sich seit dem ersten Bioenergiedorf Jühnde im Landkreis Göttingen (2001) weiterentwickelt. Heute sind solche Kommunen durch einen Technikmix, Sektorenkopplung, Energiespeicherung und die finanzielle Beteiligung der Bevölkerung gekennzeichnet. Der Leitfaden behandelt Herausforderungen wie bezahlbare Energie, demografischen Wandel, effiziente Systeme und nachhaltige Landnutzung.
- Erste Planung und Ziele definieren (Projektgruppe, Bestandsaufnahme, Energiequellen identifizieren, rechtliche Rahmenbedingungen prüfen)
- Machbarkeitsstudie und Konzeptentwicklung (Potenzialanalyse, Finanzierung, Gesellschaftsform, Netzplanung, Bürgerbeteiligung)
- Umsetzung und Bau (Netzinfrastruktur, Anlageninstallation, Betriebsführung, Fördermittel)
- Betrieb und Optimierung (Überwachung, Effizienzsteigerung, Mobilität, Evaluation)
- Weiterentwicklung und Absicherung (Wärme- und Energieplanung, innovative Projekte, neue Technologien, Austausch mit anderen Kommunen)
Technisch dominieren Biogasanlagen und Holzheizkraftwerke, ergänzt durch Solarthermie und in Einzelfällen Großwärmepumpen. Erfolgreiche Bioenergiedörfer sind meist als GmbH, GmbH & Co. KG, Genossenschaft oder GbR organisiert. Ein Beispiel ist der Betriebshilfsdienst und Maschinenring Warburg-Höxter e. V., der Grünschnitt und Restholz zu Hackschnitzeln verarbeitet und in einem Hackschnitzelheizwerk mit Wärmenetz nutzt.
- Leitfaden bietet praxisnahe Schritte für Kommunen zur Energieautarkie.
- Technikmix und Bürgerbeteiligung sind zentrale Erfolgsfaktoren.
- Bioenergie bleibt im ländlichen Raum ein wichtiger Baustein.
Infobox: Die Informationen zum Leitfaden und den Praxisbeispielen stammen von agrarheute.com.
Quellen:
- Energie: Hitze in Hessens Tiefe - Mehr Geothermie für Energiewende
- Erneuerbare Energien - Windenergie-Ausbau: NRW steuert auf neuen Rekord zu - Wirtschaft - SZ.de
- Geldsegen fürs Dorf: In 5 Schritten Geld mit Nahwärmenetzen verdienen
- Bundesnetzagentur: So viele Verbraucher wie noch nie wechseln den Energieanbieter
- Energie Cottbus: Gewinner der Vorbereitung – Borgmann und drei Überraschungen
- Energie: Hitze in Hessens Tiefe - Mehr Geothermie für Energiewende