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Deutschlands Wasserstoff-Strategie gerät ins Wanken
Die ambitionierte Wasserstoff-Strategie der Bundesregierung steht laut Telepolis vor erheblichen Problemen. Von den bis 2030 geplanten zehn Gigawatt Produktionsleistung für grünen Wasserstoff sind bislang lediglich 0,16 Gigawatt installiert – das entspricht nur 1,6 Prozent des Ziels. Aktuell befinden sich lediglich 200 Megawatt weitere Produktionsleistung im Bau. Der kommissarische Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrats, Felix Matthes, warnt: „Die Ziele für den Wasserstoffhochlauf im Jahr 2030 werden krachend verfehlt.“
Großprojekte geraten ins Stocken: So stoppte der Stahlkonzern ArcelorMittal seine Pläne für grünen Stahl an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt und verzichtete damit auf 1,3 Milliarden Euro staatlicher Förderung. Das Unternehmen begründete dies mit mangelnder Wirtschaftlichkeit. Auch das Wasserstoffunternehmen HH2E, das ein Großkraftwerk bei Leipzig errichten wollte, ist nach dem Rückzug eines Investors insolvent.
Die Branche leidet unter einem Henne-Ei-Problem: Ohne große Abnehmer fehlt der Anreiz zur Produktion, ohne günstigen Wasserstoff mangelt es an Nachfrage. Zudem ist grüner Wasserstoff laut Matthes „sehr viel teurer“ als ursprünglich prognostiziert. Mit dem Ende der Ampelregierung sind zudem Fördermittel weggebrochen, die die Kostenlücke hätten schließen sollen.
Die neue Bundesregierung unter Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will den Wasserstoff-Aufbau „beschleunigt und pragmatischer“ gestalten und setzt dabei auch auf blauen und grauen Wasserstoff aus Erdgas, bei dessen Produktion CO₂ entsteht. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD gibt es keine Festlegung zu wasserstoffkompatiblen Gaskraftwerken.
Maike Schmidt vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg betont: „Ich wüsste nicht, wie wir die Klimaneutralität sonst schaffen sollen.“ Falko Ueckerdt vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung sieht die Klimaschutzziele durch fehlendes politisches Durchhaltevermögen gefährdet.
Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung hält das Ziel für 2030 für „kaum noch erreichbar“. Deutschland werde beim Wasserstoff teilweise auf Importe angewiesen bleiben, da die Bedingungen für Strom aus erneuerbaren Quellen anderswo besser seien. Die Bundesregierung plant bis 2032 den Aufbau eines bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes. Zu konkreten Fördersummen und -plänen gab das Wirtschaftsministerium keine Auskunft.
Geplante Produktionsleistung (2030) | Installiert (2024) | Im Bau |
---|---|---|
10 GW | 0,16 GW | 0,2 GW |
- Nur 1,6 % der Zielkapazität für grünen Wasserstoff erreicht
- Großprojekte wie bei ArcelorMittal und HH2E gestoppt
- Fördermittel nach Regierungswechsel weggebrochen
- Importabhängigkeit und hohe Kosten für grünen Wasserstoff
Infobox: Deutschlands Wasserstoffstrategie droht zu scheitern, zentrale Projekte werden gestoppt, und die Zielerreichung für 2030 ist laut Experten kaum noch realistisch. (Quelle: Telepolis)
Green Park Wörrstadt: Gewerbegebiet setzt auf grüne Energie
Im rheinland-pfälzischen Wörrstadt entsteht mit dem Green Park ein neues Industrie- und Gewerbegebiet, das konsequent auf eine dezentrale und emissionsarme Energieversorgung setzt. Laut merkurist.de werden mindestens 60 % der Dachflächen aller Neubauten für Solaranlagen genutzt. Ergänzt wird dies durch nahegelegene Wind-, Solar- und Biogasanlagen, deren Strom die Unternehmen direkt beziehen können. Überschüssiger Strom kann ins öffentliche Netz eingespeist werden.
Der geplante Energieversorgungsgrad liegt bei bis zu 100 %, abhängig vom Bedarf der ansässigen Unternehmen. Ein bestehender Solarpark mit 5 MWp Leistung soll durch einen neuen Park mit bis zu 25 MWp ersetzt werden. Zusammen mit zwei Windkraftanlagen à 5,7 MW wird eine Gesamtstromproduktion von rund 45 Millionen kWh jährlich erwartet – mehr als genug, um den Bedarf des Parks zu decken.
Für die Wärmeversorgung werden Wärmepumpen, Solarthermie und perspektivisch industrielle Abwärme genutzt. Die Gebäude folgen einem kreislauffähigen Konzept, wobei Holzbauweise und wiederverwertbare Materialien empfohlen werden. Grundstückskäufer erhalten ein attraktives Einstiegspaket: 100.000 kWh kostenfreien Strom pro Jahr über fünf Jahre ab 5.000 Quadratmetern Fläche – das entspricht einem Einsparpotenzial von 125.000 Euro bei einem Strompreis von 0,25 Euro pro kWh.
- Mindestens 60 % der Dachflächen für Solaranlagen
- Gesamtstromproduktion: ca. 45 Mio. kWh/Jahr
- Windkraft: 2 Anlagen à 5,7 MW
- Solarpark: bis zu 25 MWp
- 100.000 kWh kostenfreier Strom/Jahr für Grundstückskäufer (5 Jahre)
- Einsparpotenzial: 125.000 Euro (bei 0,25 Euro/kWh)
Der Erschließungsbeginn ist für Januar 2026 vorgesehen, der Baubeginn für Sommer 2026. Logistik und Einzelhandel des täglichen Bedarfs sind ausgeschlossen, während Industrie, Produktion, Dienstleistungen und Hotellerie willkommen sind, sofern sie ESG-konform arbeiten.
Infobox: Der Green Park Wörrstadt setzt auf eine nahezu autarke, grüne Energieversorgung und bietet Unternehmen langfristige Preisstabilität und ökologische Vorteile. (Quelle: merkurist.de)
Förderkürzungen für private Photovoltaik: Kritik an der Merz-Regierung
Die Merz-Regierung plant laut Merkur, die Förderung für private Photovoltaikanlagen zu überdenken. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) erklärte, neue, kleine PV-Anlagen rechneten sich bereits heute am Markt und bedürften keiner Förderung mehr. Die Preise für Anlagen und Speicher seien deutlich gesunken. Für bestehende Anlagen gilt weiterhin Bestandsschutz.
Wer Solarstrom auf seinem Dach erzeugt und ins Netz einspeist, erhält 20 Jahre lang pro Kilowattstunde einen festen Betrag. Die Höhe der Einspeisevergütung variiert nach Größe der Anlage, Art der Einspeisung und Zeitpunkt der Inbetriebnahme. Je mehr Leistung die Anlage hat, desto geringer ist die Vergütung. Es gibt mehr Geld pro Kilowattstunde, wenn der gesamte erzeugte Strom ins Netz geht, statt nur der Überschuss nach Selbstverbrauch. Die Vergütung wird nach und nach gesenkt; wer die Anlage im kommenden Jahr ans Netz bringt, bekommt weniger als derjenige, der jetzt startet.
Reiche fordert, dass PV-Anlagen mit Stromspeichern verbunden und steuerbar sein sollten, um am Markt teilzunehmen und den Strom intelligent einzuspeisen. Sie hält es nicht mehr für zeitgemäß, dass Betreiber Anlagen errichten, ohne auf das Stromnetz Rücksicht zu nehmen. „All das macht unser Stromsystem unnötig teurer. Das will ich ändern“, so Reiche. Künftig sollen Wind- und Solaranlagen sich stärker an den Kosten des Netzausbaus beteiligen.
- Förderung für neue, kleine PV-Anlagen soll entfallen
- Bestandsschutz für bestehende Anlagen bleibt
- Einspeisevergütung: 20 Jahre, Höhe abhängig von Anlagengröße und Inbetriebnahmezeitpunkt
- Vergütung wird schrittweise gesenkt
- PV-Anlagen sollen künftig steuerbar und mit Speichern verbunden sein
Infobox: Die Merz-Regierung will die Förderung für neue private PV-Anlagen streichen und fordert mehr Marktintegration und Kostenbeteiligung am Netzausbau. (Quelle: Merkur)
Stromverbrauch in Hessen steigt: Industrie und Forschung als Treiber
Laut einer Umfrage der dpa, berichtet von der FAZ, wird der Strombedarf großer Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Hessen in den kommenden Jahren deutlich steigen. Mit der geplanten Inbetriebnahme des neuen Terminals 3 am Frankfurter Flughafen im Jahr 2026 wird der Stromverbrauch am Airport zunehmen. 2024 lag der Verbrauch bei 539 Millionen Kilowattstunden, davon entfielen 296 Millionen Kilowattstunden auf die Aktivitäten der Fraport. Ab 2026 sollen rund 370 Millionen Kilowattstunden grüner Strom über einen Vertrag mit einem Windkraftbetreiber bezogen werden. Im nächsten Jahr soll der Anteil an grünem Strom bei 96 Prozent liegen. Bis spätestens 2045 will Fraport treibhausgasneutral arbeiten.
Der Dünger- und Salzkonzern K+S verbrauchte 2024 weltweit 11,3 Milliarden Kilowattstunden Energie, davon 8,9 Milliarden Kilowattstunden für die Wärmeerzeugung mit Erdgas. Künftig soll die Wärmeerzeugung elektrifiziert werden, was den Strombedarf erhöht. Seit 1990 wurden die Emissionen an allen aktiven Standorten um mehr als 60 Prozent reduziert.
Das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt verbrauchte 2024 rund 57 Millionen Kilowattstunden Energie. Seit 2023 wird der gesamte Campus mit 100 Prozent Ökostrom versorgt. Mit dem Ausbau des Teilchenbeschleunigers wird ein Verbrauch von rund 270 Millionen Kilowattstunden erwartet.
Verbraucher | Stromverbrauch 2024 | Geplanter Verbrauch (Ausbau) |
---|---|---|
Fraport (Flughafen Frankfurt) | 539 Mio. kWh | + Terminal 3 ab 2026 |
K+S (weltweit) | 11,3 Mrd. kWh | steigend durch Elektrifizierung |
GSI Helmholtzzentrum | 57 Mio. kWh | 270 Mio. kWh (Ausbau) |
Der Gesamtstromverbrauch in Hessen lag 2023 bei 37,4 Terawattstunden, der Nettostromverbrauch bei 35 Terawattstunden. 42 Prozent entfielen auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen, jeweils 27 Prozent auf Industrie und private Haushalte, vier Prozent auf den Verkehrssektor. 2023 wurden in Hessen 17,7 Terawattstunden Strom erzeugt, der Rest wurde importiert.
Infobox: Hessens Strombedarf steigt, insbesondere durch Industrie und Forschung. Der Anteil an grünem Strom wächst, dennoch bleibt das Bundesland auf Importe angewiesen. (Quelle: FAZ)
Osterburg: Regionaler Strommarkt bringt günstigere Preise für Einwohner
Die Stadt Osterburg in Sachsen-Anhalt hat als erste Kommune des Bundeslandes einen eigenen regionalen Strommarkt eröffnet, berichtet der MDR. Der Tarif „EnwiO – Energie wie Osterburg“ ist ausschließlich für Einwohner im Postleitzahlen-Bereich 39606 buchbar. Der angebotene Tarif liegt bis zu zehn Cent pro Kilowattstunde unter den marktüblichen Angeboten.
Mit dem regionalen Strommarkt will Osterburg die Akzeptanz für Windparks und Photovoltaik-Anlagen erhöhen. Auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde wird laut Energiemonitor Sachsen-Anhalt das Zehnfache mehr Strom gewonnen als verbraucht. Die Energiewerke Osterburg, eine hundertprozentige Tochter der Kommune, haben gemeinsam mit dem Bayernwerk Regio Energie das Projekt umgesetzt.
Der Tarif ist so ausgelegt, dass Angebote sogar für einzelne Ortschaften oder Straßenzüge erstellt werden können. Die Stromerzeuger vor Ort werden ermutigt, ihren Strom günstiger an „EnwiO“ abzugeben, statt ihn an der Leipziger Strombörse zu verkaufen. Die Verhandlungen mit den Produzenten laufen noch, aber das Interesse ist groß, die Akzeptanz für erneuerbare Energien zu stärken.
- Tarif „EnwiO“: bis zu 10 Cent/kWh günstiger als marktüblich
- Nur für Einwohner im PLZ-Bereich 39606
- Osterburg produziert das Zehnfache seines Stromverbrauchs
- Strommarkt existiert erst seit wenigen Wochen
Infobox: Osterburg bietet als erste Kommune in Sachsen-Anhalt einen regionalen Stromtarif an, der bis zu zehn Cent pro Kilowattstunde günstiger ist und ausschließlich den Einwohnern zugutekommt. (Quelle: MDR)
Quellen:
- Energie: Deutschlands Wasserstoff-Strategie droht zu scheitern
- Green Park Wörrstadt: Gewerbe trifft grüne Energie
- Live hören: Energie Cottbus gegen Hannover 96 - DFB-Pokal
- Merz-Regierung reduziert wichtige Energie-Förderung: „Macht unser Stromsystem teuer“
- Umfrage: Stromverbrauch von Unternehmen in Hessen steigt
- Günstigere Preise für Einwohner: Erste Kommune in Sachsen-Anhalt bietet regionalen Markt für Strom